Einigen Berichten und Medien war zu entnehmen, dass die Apfelernte 2024 in Deutschland extrem unterschiedlich ausgefallen ist - von Totalausfall bis vierfache Menge. Ich erinnere mich noch gut an die Blütenpracht unserer Wiesen zum Tag der Streuobstwiese Ende April. Zu diesem Zeitpunkt standen bereits die Apfelbäume in voller Blüte, aufgrund des ungewöhnlich milden Vorfrühlings etwa vier Wochen früher als gewöhnlich. Rückblickend wissen wir, dass die Spätfröste hier der Blüte nicht geschadet haben. Für viele Streuobstwiesenakteure etwas weiter östlich, in Sachsen oder auch Nordhessen, führten diese Spätfröste zu Totalausfällen der Ernte. Das Wetter ist und bleibt somit ein nicht zu beeinflussender Faktor unserer Kulturlandschaften.

Der Sommer 2024 verlief realtiv normal - ausreichend Niederschlag, moderate Temperaturen, so dass wir im September 2024 eine sehr gute Apfelernte verzeichnen konnten. Entsprechend des frühen Blühzeitpunktes, haben wir unsere Äpfel früher als gewöhnlich Anfang September geerntet. Gut 1000 kg Äpfel konnten dann zu streuobstwieseneigenem Apfelsaft vermostet werden. Das Interesse an dem Saft ist weiterhin groß, nicht nur in Form von Apfelpunsch auf dem Bortfelder Weihnachtsmarkt. Wer den Saft bereits probiert hat, dem ist eventell aufgefallen, dass er säuerlicher schmeckt als in den vergangenen Jahren.

Nicht nur ob überhaupt und wie groß die Ernte ausfällt sondern auch die Qualität, ist vom Wetter abhängig. Neben der Genetik, also der Sorte, beeinflussen Niederschläge, Temperaturen und Nährstoffbeschaffenheiten der Böden den Geschmack der Äpfel. Während Genetik und in gewisserweise auch das Nährstoffangebot von uns beeinflusst werden können, entzieht sich das Wetter unserer Steuerung. Insbesondere in der Reifephase der Äpfel spielt das Verhältnis zwischen Tag- und Nachtemperaturen eine große Rolle. Kalte Nächte und warme Tage führen zu einem tendenziell süßerem Geschmack.
Auch hier zeigt sich wieder der Spagat zwischen Kultur- und Naturlandschaft. Apfelsaft in gleichbleibender Menge und Qualität können wir nicht bieten - wollen wir zum Glück auch nicht. Der Schutz der Natur auf den Wiesen und der Erhalt des Kulturguts Obst in seiner Vielzahl und Unterschiedlichkeit stehen für uns an erster Stelle. Mir verdeutlichen diese komplexen Zusammenhänge jedoch die Herausforderungen, denen Obstbauern, egal welcher Anbauform, gegenüberstehen, die noch viele weitere Bedingungen erfüllen wollen und müssen.